Görlitz – 1993
»Wir in Sachsen«
Unter dem Motto »Wir in Sachsen« fand der zweite »Tag der Sachsen« 1993 in Görlitz statt.
An den »Tag der Sachsen« 1993 können sich viele Bewohner aus Görlitz noch gut erinnern. Sehr viele Menschen haben an allen drei Tagen fröhlich und ausgiebig gemeinsam gefeiert. Diese schönen Erinnerungen verdanken wir unseren Organisatoren, die innerhalb von zwölf Monaten die Feierlichkeiten mit viel Motivation und Hingabe vorbereitet haben. Im Rahmen der Möglichkeiten haben sie alles bis ins kleinste Detail geplant, damit auch die Regenschauer niemanden vom Feiern abhalten konnten.
Vom 3. bis 5. September 1993 war Görlitz der Mittelpunkt Sachsens und somit das Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen berichteten aus der Neißestadt. Zahlreiche hochrangige in- und ausländische Gäste wurden empfangen. Auch Vertreter der Partnerstädte von Görlitz wurden herzlich begrüßt. Professor Dr. Kurt Biedenkopf, damaliger Ministerpräsident von Sachsen, deutete bereits in seinem Grußwort auf die Wichtigkeit eines Festes ohne Grenzen hin: »Dass der ‚Tag der Sachsen‘ diesmal in Görlitz stattfindet, also mitten in der Euroregion Neiße, gibt ihm ein besonderes Gewicht. Böhmen, Schlesier und Sachsen, Menschen aus Polen, Deutschland und aus der Tschechischen Republik sollten in der Brückenstadt Görlitz gemeinsam für ein wahrlich ‚grenzenloses‘ Fest die Chance ergreifen«.
Am Nachmittag eröffnete der damalige Oberbürgermeister Matthias Lechner auf dem Gelände des heutigen Neiße Parks im Stadtteil Königshufen den »Tag der Sachsen« mit dem Anschnitt eines 30 Meter langen Mohnstollens. Im ganzen Stadtgebiet fanden verschiedene Veranstaltungen statt, die nur darauf warteten, besucht zu werden. So gab es Politikerinnen und Politiker, die auf dem Untermarkt über aktuelle politische Themen diskutierten oder 370 Rekruten der Bundeswehr, die im Stadtpark ihr Gelöbnis ablegten. Auf verschiedenen Bühnen fanden Klassik- und Rockkonzerte sowie Auftritte von Künstlern, Spielmannszügen und Jugendorchestern statt. An zahlreichen Ständen im Festgebiet boten Händler sowie Handwerker ihre Waren den Besuchern an. Im Stadion der Freundschaft fanden Wettkämpfe der Leichtathletik und im Bogenschießen statt. Landesbedienstete, der Görlitzer Stadtrat sowie Angestellte der Stadtverwaltung zeigten bei einem Fußballturnier ihr Können. Der Höhepunkt am Sonntag war der »Große Festumzug«, welcher in der Innenstadt stattfand. 40 Schützengesellschaften des sächsischen Schützenverbandes, Feuerwehren, Karnevalsgesellschaften, Vertreterinnen und Vertreter aus Handel und Handwerk sowie viele Vereine waren bei diesem Umzug dabei.
Der »Tag der Sachsen« war der Grundstein für die Entstehung des Görlitzer Altstadtfestes, das seitdem jedes Jahr stattfindet. Jenseits der Neiße wird in der Schwesterstadt Zgorzelec zur gleichen Zeit das Jakuby-Fest begangen. Dabei geht es um mehr als nur das Feiern eines Festes. Es geht um das Engagement in unserer Europastadt, um das Miteinander der Generationen und um das Wiedersehen mit Freunden und Familien. Neben den vielen attraktiven und abwechslungsreichen Programmpunkten auf mehreren Bühnen der Stadt sind auch jedes Jahr Bürgerinitiativen auf dem Fischmarkt, der Kränzelstraße, der Neißstraße, hinter dem Waidhaus und im Nikolaizwinger am letzten Augustwochenende dabei. Wirtsleute bieten kulinarische Besonderheiten an. Handel und Handwerk haben für jeden Geschmack ein vielseitiges Warenangebot parat. Das mittelalterliche Altstadt-Flair bietet den Besuchern des Festes ein besonderes Erlebnis. Mittlerweile ist das Altstadtfest eines der größten Volksfeste in Sachsen und aus Görlitz nicht mehr wegzudenken.
Neben dem Altstadtfest gibt es noch zahlreiche weitere Feste und Veranstaltungen, die regelmäßig in der Stadt stattfinden. Eines davon ist das »Internationale Straßentheaterfestival ViaThea«, bei dem sich Görlitz in eine große bunte Freilichtbühne für Künstler aus aller Welt verwandelt. Auch der »Schlesische Tippelmarkt« und der »Schlesische Christkindelmarkt« ziehen jährlich tausende Besucher an und tragen zur touristischen Entwicklung bei. Großen Zuspruch finden ebenfalls Veranstaltungen wie beispielsweise die »Görlitzer Jazztage«, der »Tag der offenen Sanierungstür« und der »Tag des offenen Denkmals«, aber auch sportliche Höhepunkte, wie der »Europamarathon Görlitz-Zgorzelec« und das »Radrennen rund um die Landeskrone«.
Doch nicht nur die beliebten kulturellen Veranstaltungen locken Gäste in die östlichste Stadt Deutschlands. Görlitz überzeugt mit seiner architektonischen Schönheit. Viele der 4.000 bemerkenswerten Baudenkmale stammen aus der Spätgotik, der Renaissance, dem Barock, der Gründerzeit und dem Jugendstil. In der historischen Altstadt gibt es verwinkelte Gassen, kunstvoll verzierte Fassaden, typische Görlitzer Hallenhäuser, massive Befestigungs- und Wehranlagen sowie atemberaubende Kirchen zu entdecken. Um die Neißestadt noch besser zu erleben, bietet sich eine Stadtführung oder auch eine Rundfahrt z. B. mit dem »Stadtschleicher« oder dem »Görliwood-Entdecker« an.
Neben der Altstadt gibt es noch eine Menge weiterer beeindruckenden Sehenswürdigkeiten in der Neißestadt, wie beispielsweise der Berzdorfer See, der Stadtpark, der Tierpark oder die wunderschön bepflanzten Plätze und Grünanlagen. Um sich nach einer Entdeckungsreise durch Görlitz ausreichend stärken zu können, bieten die Görlitzer Wirte in den zahlreichen Gaststätten eine Vielzahl an leckeren Speisen und Getränken an, egal ob traditionell, schlesisch, international oder Hausmannskost.
Unter dem Namen »Görliwood« ist die Stadt als internationale Filmkulisse bekannt. Bedeutende Filmemacher aus verschiedenen Ländern realisierten hier ihre Produktionen. Über 120 Filme wurden bereits in der östlichsten Stadt Deutschlands gedreht und einige davon sind sogar mit einem OSCAR ausgezeichnet worden. Die Filmleute und Schauspieler schätzen nicht nur die inspirierende Atmosphäre der Stadt, sondern ganz besonders auch die Gastfreundlichkeit der Görlitzer. Für Filminteressierte bietet der »Walk of Görliwood« einzigartige und spannende Einblicke in die Filmstadt. Durch die themenspezifisch gestalteten Schaufenster entlang der verschiedenen Stationen bekommen Besucher einen umfangreichen Eindruck davon, wie vielseitig die Filmstadt ist.
1. Eine Ausrichterstadt erinnert sich:
Was waren die Höhepunkte?
- Festumzug mit 144 Verbänden/Vereinen und 3.800 Personen
- Eröffnungsveranstaltung mit dem damaligen Präsidenten des Kuratoriums »Tag der Sachsen«, Erich Iltgen
- »Große Wirtschafts- und Verkaufsausstellung« auf dem Görlitzer Flugplatz mit 300 sächsischen Ausstellern
- »Politiker zum Anfassen« diskutierten im »Sachsen Club« aktuelle politische Themen
- 370 Rekruten der Bundeswehr legten im Stadtpark ihr feierliches Gelöbnis ab
- Klassik- und Rockkonzerte an den verschiedensten Orten der Stadt
- Sportliche Wettkämpfe in Leichtathletik, Bogenschießen und Fußball etc.
Wo gab es Probleme?
- Wenn man die enormen logistischen Herausforderungen weglässt, kann sich keiner mehr an Problemen erinnern, höchstens an die etwas länger anhaltenden Niederschläge an den drei Festtagen (es fielen ca. 25 Prozent des Monatsmittels).
Welche Resonanz gab es in der Bevölkerung
- Die Einwohner von Görlitz waren nach den drei tollen Tagen der Meinung, »dass es solch ein fröhliches Fest doch öfter in Görlitz geben könnte«.
2. Nachhaltigkeit
Was erinnert konkret an den »Tag der Sachsen« in Ihrer Stadt?
- Die drei Festtage des »Tag der Sachsen« 1993 waren der Ausgangspunkt, um künftig das Altstadtfest in Görlitz zu feiern.
Gab es Auswirkungen auf das Vereinsleben in Ihrer Stadt – wenn ja, welche?
- Vereine waren nach dem »Tag der Sachsen« hochmotiviert für ein zukünftiges mehrtägiges Fest. Seitdem bringen sich jedes Jahr Vereine und Bürgerinitiativen mit liebenswerten und kreativen Ideen ins Altstadtfest-Geschehen ein.
Ist durch den »Tag der Sachsen« ein »Bürgergeist« entstanden?
- Ja, denn nicht nur das Altstadtfest begeistert die Bürger von Görlitz. Auch die ViaThea-Festivalgeschichte und viele weitere Feste der Europastadt Görlitz/Zgorzelec zeigen, wie sich eine Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern aus der Bürgerschaft mit Leidenschaft und Freude bei den großen Festlichkeiten der Stadt beteiligt.
3. Was geben Sie kommenden Ausrichterstädten mit auf den Weg?
Der »Tag der Sachsen« bringt nicht nur eine enorme mediale Aufmerksamkeit über die Landesgrenzen hinweg, sondern schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Bürgern und motiviert zu neuen Ideen.
Fakten zum »Tag der Sachsen«
- 718 Vereine
- Festumzug mit 144 Vereinen und Verbänden sowie 3.800 Teilnehmern
- 270.000 Gäste, circa 12.000 Gäste aus Polen
- 300 sächsische Aussteller
- auf der »Großen Wirtschafts- und Verkaufsausstellung« auf dem Görlitzer Flugplatz
- 370 Rekruten der Bundeswehr legten im Stadtpark ihr feierliches Gelöbnis ab